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Schleppnetz-Rettung
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Im Dezember 1970 sank vor Fehmarn eine dänische Motoryacht. Als dedizierter Verband für die Seenotrettung war
in den Rettungsaktivitäten für die vierköpfige Besatzung auch das in Kiel-Holtenau stationierte
Marinefliegergeschwader (MFG) 5 mit seinen H-34G Hubschraubern involviert.
Die Rettung gestaltete sich äußerst schwierig, da die Schiffbrüchigen nach langer Zeit im kalten Wasser
deutlich unterkühlt waren und sich die Rettungsschlinge nicht mehr selbst umlegen konnten. Es musste jedesmal ein
Rettungsschwimmer ins Wasser, um den Schiffbrüchigen zu helfen, der danach dann auch selbst wieder an Bord genommen
werden musste. Das alles kostet Zeit, und die noch nicht Geretteten kühlen weiter aus.
Das Phänomen ist nicht neu, aber Kapitänleutnant Klaus-Anton Bautermann als Kommandeur des MFG 5 ließ es
ab da keine Ruhe mehr. Es musste einen Weg geben, im Wasser treibende Personen schneller an Bord zu nehmen. Nach einigen
Überlegungen und verworfenen Ideen fand er schließlich eine Lösung, sichtlich inspiriert von der
Fischereitradition seiner Familie: Schiffbrüchige sollten einfach mit einem speziellen Schleppnetz aus dem Wasser
gezogen werden.
Bei einigen Versuchen im Laufe des Jahres 1971 konnte er dieses Verfahren vervollkommnen. Es zeigte sich, dass bei
geschicktem Zusammenspiel zwischen Pilot, Windenbediener und Beobachter selbst mehrere im Wasser Treibende in einem einzigen
Überflug aufgenommen werden konnten. So geschehen auch bei der Sternstunde des Verfahrens. Am 1.4.1972 wurden elf
unvorsichtige Wattwanderer vor Travemünde von der Flut erfasst und ins offene Meer gezogen. Alle konnten innerhalb
einer Minute gerettet werden, vom ersten Wasserkontakt des Netzes an gerechnet.
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Bergung der Geretteten aus dem Netz nach der Landung
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Trotz solcher offensichtlicher Erfolge hatte das Verfahren allerdings auch seine Schwächen. Die einseitige Verteilung der
Schlepplast konnte zu instabilen Flugzuständen führen, die nur von erfahrenen Piloten beherrscht wurden.
Außerdem war es beinahe unmöglich, die Geretteten durch die enge Seitentür in die Kabine zu bugsieren, um sie
noch an Bord medizinisch zu versorgen. Ein Hubschrauber mit Heckrampe böte in beiden Fällen deutliche Vorteile. Leider
gingen diese Erfahrungen bei der Beschaffung des H-34-Nachfolgers nicht ins Lastenheft ein, und so kam das Schleppnetz auch mit
dem Sea King nur selten zum Einsatz.
Als aber im Laufe der 2010er Jahr auch für die Marineflieger das Einsatzszenario "Combat Search and Rescue" (CSAR)
immer mehr an Bedeutung gewann, zeigte sich ein weiterer Vorteil des Verfahrens: Im Gegensatz zur herkömmlichen Aufnahme
eines im Wasser Treibenden im Schwebeflug ist der Rettungshubschrauber hier nicht so lange bewegungslos der Gefahr feindlichen
Feuers ausgesetzt. Und so ist das Verfahren nun beim neuen NH90 Sea Lion Standard. Neues Leben also für den einstigen
"Holtenauer Herings-Hubschrauber" (HHH).
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Übrigens: Heute ist der 1.April, auch wenn Ihr Kalender ein anderes Datum zeigt!
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